Alles richtig gemacht? – Die dunkelste Stunde

Sehr geehrte Damen und Herren,
zur Nachlese des TddZ und Ihrer Berichterstattung möchte ich als Anwohner des Georgenbergs noch folgendes anmerken:

Alles richtig gemacht? – Die dunkelste Stunde

 

Der Oberbürgermeister der Stadt Goslar rühmt sich bzgl. des TddZ alles richtig gemacht zu haben. In Kooperationsgespächen wurden mit den Rechtsradikalen Spielregeln für den Aufmarsch durch das Wohngebiet vereinbart. Ein befremdlicher Duktus. Eine Standortkundgebung wie seinerzeit in Braunschweig zum Tddz – vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg obergerichtlich abgesegnet – wurde nicht erwogen. Warum auch? Das Land trägt ja auch die Sicherungskosten. Der ausgelassenen Stimmung auf der Gegendemonstration stand eine gespenstische Atmosphäre auf dem Georgenberg gegenüber. Verängstigte und besorgte Anwohner im abgesperrten Gebiet. Helikopter, Wasserwerfer und sehr viele Polizeibeamte, die sehr zuvorkommend und hilfsbereit waren, prägten den Vormittag. Leergefegte Straßen. Nur wenige trauten sich vor die Tür. Nur wenige schmückten Häuser bzw. Fenster mit Protestzeichen. Die meisten meinten, dass sie sich das nicht trauen. Vereinzelte Nazis laufen vorab die Wegstrecke ab und notieren sich die Protestzeichen. Angst und Schrecken sind förmlich zu spüren. So funktioniert Faschismus. Die Einschüchterung wirkt. … Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen, so heißt es in der NSDAP – Parteihymne. Im Gleichschritt mit geschlossenen Reihen und flankiert von schwazweißroten Fahnen wird dann auch begleitet von lautstarken Trommeln losmarschiert. Der Demonstrationszug skandiert: „Nationaler Sozialismus jetzt“ und „frei, sozial und national“. Das der Nationalsozialismus gefordert wird, ist offensichtlich. Anwohner fliehen vor Angst in ihre Häuser. Später erzählen gestandene Menschen, dass sie hinter den Fenstern die Tränen nicht zurückhalten konnten. Eine Mutter hält mit ihrer Tochter am Straßenrand die Regenbogenfahne hoch. Aus dem Pulk heraus werden sie als „Nutten“ beschimpft. Für mich sind das die Heldinnen des Tages, die sich trauen, vor ihrer Haustür Flagge zu zeigen. Zahlreiche Helden treffe ich nach dem Spuk auch in der Innenstadt an. Es herrscht eine friedliche und ausgelassene Atmosphäre. Ich bedanke mich bei den angereisten Gegendemonstranten für die Unterstützung für unsere Stadt Goslar. Wo ist aber die Stadt Goslar, wenn es um die verstört alleingelassenen Anwohner des Georgenbergs geht? Was ist mit Kindern mit Migrationshintergrund, die von dem Aufmarsch traumatisiert sein könnten? Müssen wir in Zukunft öfters mit solchen Aufmärschen rechnen? Hat die Stadt wirklich alles richtig gemacht? Wird es eine nachträgliche Aufbereitung und Hilfestellung für die Anwohner geben?

 

Vielen lieben Dank!
Beste Grüße
Ingo Hundt

 

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