Lob, Kritik u. Anregungen

Uns erreichte eine Mail, in der bemängelt wurde, dass wir die „Freiheitsfahrer Goslar“ in die falsche politische Ecke stellen. Diese Zuschrift nahmen wir zum Anlass, unseren Standpunkt zu erläutern.


Betreff: Lob, Kritik und Anregungen

Sehr geehrte Damen und Herren,

da ich die Demoveranstaltungen & Aufrufe Ihres Bündnis steht’s verfolge und auf einzelnen dabei war, bin ich natürlich auch auf die aktuelle Gegendemo „Gegen Freiheitsfahrer“ aufmerksam geworden,die als Rechts/Querdenker Veranstaltungen wahrgenommen werden Da ich jedoch ebenfalls gegenteilige Beschreibungen im Landkreis wahrnahm, wollte ich der Sache auf dem Grund gehen und mir selbst ein Bild verschaffen.

Heute, am 27.3.21 besuchte ich diesmal nicht die Demo eures Bündnis, sondern die der „Freiheitsfahrer“. Treffen war um 13:00 Uhr am Osterfeld in GS ,Abfahrt 14:00 Uhr ,ich hinterher.

Vorab interessierten mich die Denkweisen und Idiologien der Teilnehmer.Im Dialog mit einigen Teilnehmern könnte ich mir ein guten Einblick verschaffen.

Auch durch die Gespräche nach der Demonstration kristallisierten sich selbe Denkweisen,Sichtweisen etc. heraus.

Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Beschreibungen Ihrerseits keinesfalls zu die der „Freiheitsfahrer Goslar“ Demo passten.

Die breite Meinung der Teilnehmer vermittelten zB. nicht die Leugnung der Corona Viren, sondern deren Maßnahmen,das diese wohl zu streng regelmentiert wären (genaue Argumente kann ich mir sparen, denke ich).

Beim Vorbeifahren der Gegendemo am Kreisel vorm Achtermann fielen mit die Regenbogenfahnen & Grünen Fahnen auf. Dies fand ich sehr unpassend, da es die Thematik nicht ansatzweise traf.

Ebenfalls fand ich das Mittelfinger zeigen und „sch**ẞ Nazis“ Parolen der Passanten auf der weiteren Strecke sehr Respektlos. Es gab jedoch auch befürwortende Zusprüche anderer Passanten , schätzungsweise 50/50( kleine Reflexion). Nun,letztlich finde ich es sehr schade ,dass scheinbar eine Bewegung wie die „Freiheitsfahrer Goslar“ in eine Richtung sortiert werden,ohne dessen Meinung gehört zu haben (?). Die Teilnehmer mit denen ich sprach, waren Bürger des Landkreises jeder Schicht, Herkunft, Sexualität &Religion. Rechtsradikales Gedankengut fand ich nicht.

Ich hoffe dieser Einblicke trägt bei einer Richtungstellung und Freiheit für Diversität bei.

Mit freundlichsten Grüßen …¹)

PS: für Ihre anderen Demos bin ich natürlich weiter offen:) LG


Die Antwort vom Bündnis

Sehr gehrter Herr… ¹).

Ihre Zuschrift haben wir erhalten, inhaltlich sind wir anderer Auffassung.

Sie differenzieren zwischen „Freiheitsfahrern“, „Querdenkern“ und Rechtsextremen und nehmen keine Parallelen bzw. Schnittmengen zwischen den Gruppen wahr. Dies mag daran liegen, dass Sie der Selbstdarstellung der sogenannten Freiheitsfahrer Glauben schenken. Bezieht man andere -öffentlich zugängliche Quellen- mit ein, ergibt sich ein anderes Bild:

Zum Einen sind die Goslarer Querdenker (Telegram Gruppe, Lichterspaziergänge, Berichte in der GZ) personell quasi identisch mit den „Freiheitsfahrern“. Diese geben vor, gegen eine drohende Diktatur Auto fahren zu müssen….. ist das dieselbe Diktatur, die ihnen derlei Veranstaltungen genehmigt und begleitet? Beide Gruppierungen (Querdenker und Freiheitsfahrer) verbinden ihre demokratiefeindlichen Überzeugungen und ihre von Egoismus dominierten Forderungen. Das Tragen von Masken zum Schutz Anderer wird als Zumutung betrachtet, die Corona-bedingte Übersterblichkeit (nicht nur in Deutschland) wird hingenommen bzw. bestritten.

Corona -so erfuhren wir im Gespräch- sei so gefährlich wie eine leichte Grippe, man solle ALLE Maßnahmen beenden.

Es ist nicht so, dass die Mitglieder des Bündnisses keine Kritik an der Corona-Strategie der Regierung hätten. Trotzdem bleibt es richtig, dass die Starken für die Schwachen einstehen sollten. Auch, dass vorübergehende und demokratisch legitimierte Einschränkungen von Freiheitsrechten weniger schwer wiegen als das Risiko, an Corona zu erkranken und vielleicht zu sterben.

Soviel zum Grundsätzlichen.

Unser eigentliches Thema ist aber natürlich die Verbindung zwischen Rechtsextremisten und Querdenkern/Freiheitsfahrern. Hier fällt in Goslar erst einmal auf, dass Personen aus dem rechtsextremen Spektrum (Carsten Dicty, NPD Goslar; Sebastian Weigler, JN Braunschweig und andere) Akteure sowohl in der offenen Telegram-Gruppe der Querdenker als auch Teilnehmer/Zaungäste des Autokorso sind. Sie haben ja bei Ihren Begegnungen am Samstag erfahren, dass “die Teilnehmer … Bürger des Landkreises jeder Schicht, Herkunft, Sexualität &Religion“ waren. Über (partei)politische Orientierung hätten Sie sich auch informieren lassen sollen. Carsten Dicty zB hat vom Neuwerkgarten aus die Teilnehmenden der Gegendemo fotografiert und wurde dafür von den Querdenkern bejubelt. Die Fotos sind nicht nur in der lokalen Gruppe veröffentlicht worden sondern tauchten inzwischen auch in Kassel auf.

Zu guter Letzt unterstützt die AfD bundesweit, so auch in Goslar die Querdenker, zum letzten Auto-Korso mobilisierte die AfD Goslar über Facebook.

Wie Sie die „Freiheitsfahrer“ beschreiben und wie diese sich in der Öffentlichkeit darstellen, zum Beispiel in ihren Leserbriefen in der GZ, steht im Gegensatz zu dem, wie sich genau dieser Personenkreis im Goslarer Querdenker Chat äußert. Merkel wird wie bei Pegida – Aufmärschen als Nu… , unsere Bündnismitglieder als Linksfaschisten bezeichnet usw. . Hass und Hetze charakterisieren Inhalt und Form der Beiträge.

Unser Bündnis hat sich die Mühe gemacht die Informationsquellen der hiesigen Querdenker auszuwerten. Die „Mainstreampresse“ wie der Öffentlicher Rundfunk oder alle anderen seriösen Tageszeitungen werden ja als Lügenpresse diffamiert.

Wir stellten fest, dass fast alle Quellen einen rassistischen bzw, rechtsradikalen Hintergrund haben. Einen kleinen Überblick finden sie auf unserer Homepage:

Welche Quellen benutzen die Goslarer Querdenker:innen?

Sie haben recht, Mittelfinger und „sch**ẞ Nazis“ Parolen sind keine Argumente, aber zu den Entgleisungen und menschenverachtenden Äußerungen im Chat ist es wohl das Echo, das die Querdenker sich hart erarbeitet haben.

Meinungsvielfalt ja, aber für uns ist die Grenze überschritten, wenn

• Menschen, die von der Polizei geschützt herumfahren dürfen, sich aber mit den Opfern des Nationalsozialismus auf eine Stufe stellen
• QAnon als seriöse Quelle betrachten aber z.B. die Tagesschau als „Lügenpresse“ bezeichnen…..
• politische Gegner als Linksfaschisten und Systemschafe bezeichnet werden.
• Herr Lauterbach mit Goebbels verglichen wird.
• Mitarbeiter:innen von Kaufland als übelste Faschisten beschimpft werden, weil diese auf die Maskenpflicht hinweisen.
• Politiker:innen das Menschsein abgesprochen wird, indem sie mit Schweinen oder anderen Lebensformen gleichgesetzt werden.

Kommt Ihnen das nicht auch falsch vor?

Wir hoffen, Ihre Mail umfassend beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus

¹) Name und eMailadresse sind dem Bündnis bekannt.