Eine rassistische Veranstaltung – „Tag der deutschen Zukunft – Unser Signal gegen Überfremdung“ 2018 in Goslar
Ein Jubiläum der etwas anderen Art – Zum 10. Mal findet 2018 der sogenannte „Tag der deutschen Zukunft – Unser Signal gegen Überfremdung“ statt. Die neonazistische Veranstaltung, die maßgeblich von militanten Neonazis aus Norddeutschland getragen wird, soll am 02. Juni 2018 in Goslar stattfinden.
Worum geht es beim „Tag der deutschen Zukunft“?
2009 startete der erste sogenannte „Tag der deutschen Zukunft“ aus dem Spektrum der „Freien Kameradschaften“ in Pinneberg und fand in Folge jährlich in einer anderen Stadt statt. Gestartet schienen die extreme Rechte mit dem Anspruch, den sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ als norddeutschlandweites Szene-Event zu etablieren, bis 2014 Dresden der Veranstaltungsort wurde. Dann folgten auch Veranstaltungen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg mit sehr unterschiedlicher Resonanz. Die Teilnehmendenzahlen bei diesem überregionalen braunen Event schwanken zwischen ca. 170 (Pinneberg) und rund 1000 Personen (Dortmund).
Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen des rechtsextremen Spektrums versucht der sogenannte „Tag der deutschen Zukunft“ keineswegs, bürgerlich zu wirken. Militantes Auftreten der Teilnehmenden, schwarz-weiß-rote Reichsflaggen und einschlägige Redebeiträge zeigen den neonazistischen Charakter der Veranstaltung sehr deutlich. Mit dem unverhohlen rassistischen Slogan „Tag der deutschen Zukunft – Unser Signal gegen Überfremdung“ versucht die extreme Rechte einen vermeintlichen „Volkstod“ herbei zu fantasieren und damit an gesellschaftlich vorhandenen Rassismus anzuknüpfen.
Welche Bedeutung hat der „Tag der deutschen Zukunft“? Kampagne und Demo
Der sogenannte „Tag der deutschen Zukunft“ ist einer der jährlich stattfindenden zentralen rechtsextremen Aufmärsche in der Bundesrepublik. Wie andere rechtsextreme Demonstrationen, dient auch die Demonstration des „TddZ“ einer Stärkung der Szene nach Innen und der Selbstinszenierung als Kampfgemeinschaft. Zudem ist eine rechtsextreme Demonstration, immer auch eine symbolische bzw. tatsächliche öffentliche Raumnahme.
Der sogenannte „TddZ“ ist allerdings mehr als „nur“ eine neonazistische Demonstration. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine einjährige Mobilisierungskampagne mit regional und überregional stattfindenden Demonstrationsteilnahmen, rechtsextremen Kundgebungen wie in Goslar am 12.08.2017, Liederabenden und Sticker/Graffitiaktionen, die die Veranstaltung bewerben sollen.
Die Kampagne sowie die stattfindende Demonstration haben den Anspruch, über Partei- und Gruppengrenzen hinweg zu agieren und damit u. a. Freien Kameradschaften, neonazistischen Aktionsgruppen und rechtsextremen Parteien ein gemeinsames „Event“ für den gemeinsamen Kampf zu bieten.
Wer steht hinter dem „Tag der deutschen Zukunft“?
Die Organisator_innen des „TddZ“ bestehen überregional aus der „Initiative Zukunft statt Überfremdung”, einem Zusammenschlusses parteiungebundener bundesweit agierender Rechtsextremist_innen aus dem Großraum Norddeutschland. Zu diesem Kreis gehört u.a. der mehrfach wegen Volksverhetzung und anderer einschlägiger Delikte vorbestrafte niedersächsische Neonazi Dieter Riefling, von dem der Politologe und Szenekenner Hajo Funke sagt, nur wenige in Deutschland würden „noch radikaler agitieren und denken“. 1)
Neben der „Initiative Zukunft statt Überfremdung“ sind jedoch immer lokale rechtsextreme Gruppen an der Mobilisierungskampagne und der Durchführung beteiligt. Mit dem Veranstaltungsort, wechseln auch die regionalen Organisator_innenen jährlich – die Kampagne wird ähnlich eines „Staffelstabs“ samt Verantwortung an lokale rechtsextreme Szene(n) als Verantwortliche vor Ort übergeben. Dies stärkt die verantwortlichen Gruppen vor Ort und führt meist dazu, dass die rechtsextremen Aktivitäten rund um den Veranstaltungsort auch vor der Demonstration zunehmen.
Warum Goslar?
Auf dem 2017 in Karlsruhe stattgefundenen „TddZ“ wurde Goslar als Durchführungsort 2018 bekanntgegeben und damit die Verantwortung an lokale Personen aus der rechtsextremen Szene rund um das sogenannte „Kollektiv Nordharz“. 2) Es lässt sich vermuten, dass es mehrere Gründe gab, die für Goslar gesprochen haben. Möglich wäre zum einen, die strategisch und infrastrukturell gute Lage in Niedersachsen wie auch die Nähe zu Sachsen-Anhalt sowie die möglicherweise zum Jubiläum gewünschte Durchführung in Norddeutschland und damit zurück zur Ausgangsidee eines Norddeutschen-Events. Zum anderen könnte die aktionsorientierte rechte Szene vor Ort sowie die gute Vernetzung dieses Personenkreises mit anderen rechtsextremen Gruppen zu dieser Entscheidung geführt haben. Des Weiteren sollte nicht vergessen werden, dass eine Person aus dem ehem. Kollektiv Nordharz 2016 den Goslarer Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk auf dem örtlichen Schützenfest mit einem Bier übergossen und ihn damit tätlich angegriffen hat.
- https://www.hildesheimer-allgemeine.de/news/article/riefling-muss-in-haft.html
- 2018 gab die rechtsextreme Gruppierung des „Kollektiv Nordharz“ ihre Auflösung bekannt. Etwa zeitgleich gründete sich der Großkreisverband Süd-Ost Niedersachsen der Partei die Rechte. Teile des ehem. „Kollektiv Nordharz“ finden sich als Gründungsmitglieder des neuen „Großkreisverbandes“ der neonazistischen Kleinstpartei wieder. Vgl. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2018/01/14/kollektiv-nordharz-loest-sich-zugunsten-der-partei-die-rechte-auf_25330
WorumGehtEsBeimnoTDDZ
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